fashion x frankfurt
Türsteher in Offenbach tragen sie genau wie Bänker beim After Work, Otto Normalos bei Rewe und High Society Ladies in der Goethestraße: Die Bomberjacke ist längst ein allgegenwärtiges Fashion Piece geworden. Aber warum ist sie gerade in Frankfurt so beliebt? Darüber haben wir mit Ben Birkl gesprochen – Frankfurter Bub und Head of Marketing bei Alpha Industries.
Interview: Ubin Eoh // Foto: Ramon Haindl
Ben Birkl von Alpha Industries
FRNKFRTBRDI / Janwillem den Hollander
The Nordisk Shop / Lottermann and Fuentes
BHFSVRTL / Laura Rodriguez / Sascha Priesters
EVROPA / Ramon Haindl
Hi Ben. Was macht die Bomberjacke so besonders?
Die Bomberjacke, so wie wir sie kennen und lieben, ist unsere sogenannte „MA-1“. Sie ist schon seit über 50 Jahren im Einsatz. Sie wurde damals für die US-Streitkräfte designed und hat ein paar supercoole Eigenschaften, die nicht jeder kennt: Am Ärmel hat die „Pencil Pocket“ keine, wie die meisten denken, Taschen für Patronenhülsen, sondern Kappen, die dafür sorgen, dass Kugelschreiber nicht auslaufen, wenn sie in Jets extremen g-Kräften ausgesetzt sind. Außerdem hat die Jacke ein orangefarbenes Innenfutter. Es war deshalb orange, um abgestürzte Piloten besser bergen zu können. Zum Beispiel aus dem Dschungel oder aus dem Wasser.
Aus heutiger Perspektive ist das eine klassische Zweckentfremdung, von der rein funktionalen, militärischen Jacke zum Fashion Piece. Wie geht Alpha Industries damit um, wenn falsche Gruppierungen die MA-1 tragen, zum Beispiel Neonazis?
Wir distanzieren uns ausdrücklich davon und wollen mit solchen Gruppierungen nichts zu tun haben.
Wie ist die Jacke deiner Meinung nach heute positioniert?
Überall – quer durch die Bevölkerung. Vom 14-jährigen Deutschrap-Fan über den Alt-68er-Hippie bis hin zur 80-jährigen Flugzeugveteranin: Unsere Jacken werden von jedem getragen.
Wie erklärst du dir den Erfolg der Bomberjacke in Frankfurt?
Die Bomberjacke war schon immer ein Teil von Frankfurt: Ob Straßengangs, Rocker, Ultras, Türsteher von diversen Clubs und Bars, oder auch Bänker, die samstags zivil unterwegs sind. Die Bomberjacke ist so individuell wie die Stadt selbst.
Die Bomberjacke wurde schon immer als Symbol für Bewegungen genutzt, ob als Hiphop-Crew-Jacke oder politisches Statement. Wie hat sie die Jugend- und Gang-Kultur hier geprägt?
In Frankfurt hatte die Bomberjacke in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren eine starke Präsenz in Jugendgangs. Getreu dem Motto: Jacken kann man anziehen – oder eben auch abziehen. Zum Beispiel die bordeauxfarbene Jacke: Ein aufgenähter türkischer Halbmond wies ihren Träger als Mitglied der „Turkish Power Boys“ aus. Der Tiger auf der petrolfarbenen MA-1 stand für „Le Mur“ und die Flagge Südkoreas auf der salbeigrünen Jacke trugen die „Korea Boys“. Generell ist die Jacke bis heute nicht mehr aus Frankfurt wegzudenken und ein wichtiges Identitäts-Piece der Stadt.
„In Frankfurt hatte die Bomberjacke in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren eine starke Präsenz in Jugendgangs. Getreu dem Motto: Jacken kann man anziehen – oder eben auch abziehen.“
Ben Birkl
Gerade in Frankfurt hat Alpha mit vielen lokalen Partnern Bomberjacken herausgebracht. Welche Kollaborationen liegen dir am Herzen?
Ich durfte schon viele coole Sachen hier in Frankfurt machen. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Jetzt eine Spezielle zu erwähnen wäre fies, denn alle waren verschieden und alle waren anders geil.
Okay, dann machen wir das für dich: Alpha Industries hat in Frankfurt unter anderem mit dem Club Robert Johnson und der Künstlerin Anne Imhof, den Rappern Moses Pelham und Azad, den Streetwear Labels BHFSVRTL und EVROPA sowie den AAAREA-Mitgründern Nordisk, NONOT Studios und der IMA Clique kollaboriert und sehr unterschiedliche Jacken kreiert. Wie kommen solche Kollaborationen zustande?
Meistens über private Kontakte.
Also ganz nach Frankfurter Manier – familiär. Welche Zukunft hat die Bomberjacke deiner Meinung nach in der Fashion-Branche?
Über die Jahre hat sich die Jacke zu einem echten It-Piece gemausert und wird sowohl von Designern, als auch von den Menschen, die sie tragen, immer wieder neu interpretiert. Deshalb sehe ich die MA-1 auch in Zukunft als unverzichtbar für jede relevante Kollektion!
Danke für das Gespräch, Ben! Fazit ist, dass die Bomberjacke nie langweilig wird, da sie sich in ihrer Funktion mit dem Zeitgeist immer neu erfindet. Für die einen verleiht die Bomberjacke dem eigenen Stil eine Roughness, die kein anderes Kleidungsstück erzeugen kann – sozusagen Babo auf Knopfdruck. Für die anderen ist sie ein verbindendes, vielleicht sogar uniformierendes Element, um sich einer Bewegung zugehörig zu fühlen. Was immer sie für einen darstellt: Man fühlt sich von ihr umarmt.
EVROPA / Ramon Haindl
AZAD / Thomas Dittmer
AZAD / Thomas Dittmer
IMA / NONOT / Ilaya Dagli
IMA / NONOT / Ilaya Dagli
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Türsteher in Offenbach tragen sie genau wie Bänker beim After Work, Otto Normalos bei Rewe und High Society Ladies in der Goethestraße: Die Bomberjacke ist längst ein allgegenwärtiges Fashion Piece geworden. Aber warum ist sie gerade in Frankfurt so beliebt? Darüber haben wir mit Ben Birkl gesprochen – Frankfurter Bub und Head of Marketing bei Alpha Industries.
Interview: Ubin Eoh // Foto: Ramon Haindl
Ben Birkl von Alpha Industries
Hi Ben. Was macht die Bomberjacke so besonders?
Die Bomberjacke, so wie wir sie kennen und lieben, ist unsere sogenannte „MA-1“. Sie ist schon seit über 50 Jahren im Einsatz. Sie wurde damals für die US-Streitkräfte designed und hat ein paar supercoole Eigenschaften, die nicht jeder kennt: Am Ärmel hat die „Pencil Pocket“ keine, wie die meisten denken, Taschen für Patronenhülsen, sondern Kappen, die dafür sorgen, dass Kugelschreiber nicht auslaufen, wenn sie in Jets extremen g-Kräften ausgesetzt sind. Außerdem hat die Jacke ein orangefarbenes Innenfutter. Es war deshalb orange, um abgestürzte Piloten besser bergen zu können. Zum Beispiel aus dem Dschungel oder aus dem Wasser.
Aus heutiger Perspektive ist das eine klassische Zweckentfremdung, von der rein funktionalen, militärischen Jacke zum Fashion Piece. Wie geht Alpha Industries damit um, wenn falsche Gruppierungen die MA-1 tragen, zum Beispiel Neonazis?
Wir distanzieren uns ausdrücklich davon und wollen mit solchen Gruppierungen nichts zu tun haben.
Wie ist die Jacke deiner Meinung nach heute positioniert?
Überall – quer durch die Bevölkerung. Vom 14-jährigen Deutschrap-Fan über den Alt-68er-Hippie bis hin zur 80-jährigen Flugzeugveteranin: Unsere Jacken werden von jedem getragen.
Wie erklärst du dir den Erfolg der Bomberjacke in Frankfurt?
Die Bomberjacke war schon immer ein Teil von Frankfurt: Ob Straßengangs, Rocker, Ultras, Türsteher von diversen Clubs und Bars, oder auch Bänker, die samstags zivil unterwegs sind. Die Bomberjacke ist so individuell wie die Stadt selbst.
Die Bomberjacke wurde schon immer als Symbol für Bewegungen genutzt, ob als Hiphop-Crew-Jacke oder politisches Statement. Wie hat sie die Jugend- und Gang-Kultur hier geprägt?
In Frankfurt hatte die Bomberjacke in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren eine starke Präsenz in Jugendgangs. Getreu dem Motto: Jacken kann man anziehen – oder eben auch abziehen. Zum Beispiel die bordeauxfarbene Jacke: Ein aufgenähter türkischer Halbmond wies ihren Träger als Mitglied der „Turkish Power Boys“ aus. Der Tiger auf der petrolfarbenen MA-1 stand für „Le Mur“ und die Flagge Südkoreas auf der salbeigrünen Jacke trugen die „Korea Boys“. Generell ist die Jacke bis heute nicht mehr aus Frankfurt wegzudenken und ein wichtiges Identitäts-Piece der Stadt.
FRNKFRTBRDI / Janwillem den Hollander
The Nordisk Shop / Lottermann and Fuentes
BHFSVRTL / Laura Rodriguez / Sascha Priesters
„In Frankfurt hatte die Bomberjacke in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren eine starke Präsenz in Jugendgangs. Getreu dem Motto: Jacken kann man anziehen – oder eben auch abziehen.“
Ben Birkl
AZAD / Thomas Dittmer
IMA / NONOT / Ilaya Dagli
IMA / NONOT / Ilaya Dagli
Gerade in Frankfurt hat Alpha mit vielen lokalen Partnern Bomberjacken herausgebracht. Welche Kollaborationen liegen dir am Herzen?
Ich durfte schon viele coole Sachen hier in Frankfurt machen. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Jetzt eine Spezielle zu erwähnen wäre fies, denn alle waren verschieden und alle waren anders geil.
Okay, dann machen wir das für dich: Alpha Industries hat in Frankfurt unter anderem mit dem Club Robert Johnson und der Künstlerin Anne Imhof, den Rappern Moses Pelham und Azad, den Streetwear Labels BHFSVRTL und EVROPA sowie den AAAREA-Mitgründern Nordisk, NONOT Studios und der IMA Clique kollaboriert und sehr unterschiedliche Jacken kreiert. Wie kommen solche Kollaborationen zustande?
Meistens über private Kontakte.
Also ganz nach Frankfurter Manier – familiär. Welche Zukunft hat die Bomberjacke deiner Meinung nach in der Fashion-Branche?
Über die Jahre hat sich die Jacke zu einem echten It-Piece gemausert und wird sowohl von Designern, als auch von den Menschen, die sie tragen, immer wieder neu interpretiert. Deshalb sehe ich die MA-1 auch in Zukunft als unverzichtbar für jede relevante Kollektion!
Danke für das Gespräch, Ben! Fazit ist, dass die Bomberjacke nie langweilig wird, da sie sich in ihrer Funktion mit dem Zeitgeist immer neu erfindet. Für die einen verleiht die Bomberjacke dem eigenen Stil eine Roughness, die kein anderes Kleidungsstück erzeugen kann – sozusagen Babo auf Knopfdruck. Für die anderen ist sie ein verbindendes, vielleicht sogar uniformierendes Element, um sich einer Bewegung zugehörig zu fühlen. Was immer sie für einen darstellt: Man fühlt sich von ihr umarmt.
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