fashion x people
Wer an modemutige Menschen aus Frankfurt denkt, hat schnell einen im Sinn: Immobilieninvestor und Szene-Größe Ardi Goldman. Im „Fortuna Irgendwo“ haben wir mit ihm über Musik und Mode als Wegbegleiter, über seinen Kleidungsstil im Knast und seinen neuesten Fashion-Fund gesprochen: einen Anzug im Schlangenleder-Look.
Interview: Katharina de Silva // Fotos: Maria Poursanidou
Paradiesvogel, Exzentriker, Willy Wonka: Die Medien konzentrieren sich bei der Beschreibung deiner Person meist auf dein Äußeres und deine Kleidung. Wie findest du das?
Das ist ja durchaus gewollt. Dass mich die Medien so titulieren, zeigt eigentlich nur, dass sie keine Ahnung von Mode haben.
Wann hast du angefangen, dich für Mode zu interessieren?
Mode und Musik waren für mich schon immer absolute Wegbegleiter. Ich habe erlebt wie Queen die Mode verändert hat. Oder Marc Bolan von T-Rex. Ich bin groß geworden in der Hochphase des Glam Rock – und Glam Rock war eine Kombination aus Musik und Kleidung. Einer der elegantesten Männer ist für mich bis heute Brian Ferry von Roxy Music. Wäre ich eine Frau, würde ich mich kleiden wie Cher – aber dann bräuchte ich eine gute Figur (lacht).
Warum ist es dir wichtig, dich mit deiner Kleidung auszudrücken?
Mode ist für mich vor allem Ausdruck meiner Kultiviertheit. Ich bin elternlos aufgewachsen und habe mich durch drei Säulen gebildet: Film, Musik und Bücher. Aus diesem magischen Dreieck ist die vierte Formel entstanden: Mode. Künstler haben seit jeher ihre Individualität und ihren Ausdruck über Style gezeigt. So handhabe ich das auch.
Ardi Goldman
Anzug von Drykorn
Gibt es einen Film, der dich besonders geprägt hat?
Ein ganz besonderer Film ist für mich „Wild at Heart”. In meiner Lieblingsszene wird Nicolas Cage in einer Kneipe wegen seiner Schlangenlederjacke angemacht. Er antwortet: „Diese Jacke ist für mich Ausdruck meiner Individualität.” Das ist einer der wichtigsten Sätze für mich. Und das Tollste: Ich habe endlich einen Anzug aus Kunstleder in Schlangenoptik gefunden! Drykorn hatte ihn eigentlich nur als Musterstück produziert. Bei der Fashion Week im Sommer habe ich ihn gesehen und war ganz traurig, dass man ihn nicht kaufen konnte. Daraufhin hat Drykorn extra für mich nochmal ein Exemplar angefertigt.
Damals im Prozess um die CargoCity Süd wurdest du wegen deines Kleidungsstils vor Gericht kritisiert. Wie hast du das damals empfunden?
Ich habe das ganz bewusst angezogen, weil ich mich nicht in eine Schublade sperren lasse. Ich brauche mich nicht zu verkleiden. Ich gehe da als Ardi Goldman rein und komme als Ardi Goldman wieder raus. Das Rauskommen hat nur etwas länger gedauert (lacht). Eines war ja klar: Ich werde entweder verurteilt oder freigesprochen – wie ein junger Musketier. Ein guter Freund nennt mich immer d’Ardignan, der ungehobelte Kerl aus der Gascogne (lacht). Und das passt gut: D’Artagnan kam in die Stadt und hat alle gleich herausgefordert.
Hast du dich im Gefängnis gekleidet wie sonst auch?
Ja, klar! Meine Mithäftlinge haben mir deshalb den Spitznamen „Hollywood” gegeben (lacht). Natürlich sollte man sich eigentlich möglichst unauffällig kleiden. Die Haftleitung hat deshalb auch öfter versucht, meine Zelle auszuräumen und mir meine Klamotten wegzunehmen.
Wie würdest du deinen Style beschreiben?
Ich mag den Versuch nicht, Mode zu kategorisieren. Ich bin ein Fashionist – ich trage alles. Wenn man sich Fotografien und Filme aus den 60er-Jahren anschaut, trug jeder Mann einen Schal, einen Mantel, einen Hut und Handschuhe. Er war gekleidet. Mode bedeutet für mich auch, gekleidet zu sein.
„Mode orientiert sich an nichts. Mode ist individuell, sie ist kreativ. Mode ist Charaktersache.“
Ardi Goldman, Immobilienentwickler und Betreiber des „Fortuna Irgendwo“
Wo kaufst du deine Klamotten?
Ich bin ein Weltenbummler. Alles, was ich kaufe, muss entdeckt werden. Vieles entdecke ich im Ausland, vor allem in Florenz, und hin und wieder auch mal etwas in Deutschland. Ich will jetzt nicht sagen, dass Deutschland provinziell ist, aber wenn man Mode trägt, darf man sich nicht verkleiden. Wenn die Italiener Farbe tragen, sehen sie nie verkleidet aus. Sie können fantastisch kombinieren – das ist die Kunst an der Mode.
Wenn du doch mal in Frankfurt einkaufst: Wo gehst du hin?
Es gibt für mich in Frankfurt vor allem zwei Shops, die gute Qualität führen: Listener und Frida. Außerdem kaufe ich gerne in der Frauenabteilung von Pfüller, bei Bailly Diehl und Kathrin Kion. Mir geht es bei der Mode in erster Linie um Schnitte, um Stoffe, um Farben und darum, dass sie zu mir passt. Dann ist es mir egal, ob es ein Kleidungsstück für Frauen oder für Männer ist. Es muss individuell sein.
Gibt es gewisse Labels, die du gerne magst?
Früher gab es alles, was ich getragen habe, in der L.O.C.K. – einem Bereich auf der Bread & Butter. Es gab dort nur Sachen, die bereits wegen ihrer Herstellung eine Langfristigkeit haben: Pferdelederjacken, im Denim-Bereich 12er und 14er Unzen, doppelt genäht, Selvedge … Das ist heute noch so: Ich liebe Materialien und bin immer auf der Suche nach großen Qualitäten in der Materialkunde, im Schnittbereich und in der Ausführung.
„Ich liebe Materialien und bin immer auf der Suche nach großen Qualitäten in der Materialkunde, im Schnittbereich und in der Ausführung.“
Ardi Goldman, Immobilienentwickler und Betreiber des „Fortuna Irgendwo“
In der Union Halle soll vom 21. bis 23. Januar die Greenstyle Messe stattfinden. Liegt Sustainable Fashion dir persönlich am Herzen?
Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass nachhaltige Mode hilft, die Welt zu retten.
Um wirklich etwas zu bewegen, müsste Mode sich komplett neu definieren – und zwar nicht über Konsum, sondern über Qualität. Oder anders formuliert: Es geht meiner Meinung nach nicht darum, nachhaltig zu produzieren, sondern darum, die Mode qualitativ wieder auf die Beine zu stellen und so den Konsum zu regulieren. Aktuell werden jedes Jahr 1,8 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Das ist absurd!
Dein neuer Club „Fortuna Irgendwo“ wird 2022 hoffentlich endlich eröffnen.
Wie kleidet man sich richtig, damit man reinkommt?
Das ist relativ einfach: Guckt euch an, wie ich in den letzten 20 Jahren gekleidet war und macht mich nach (lacht).
Und last but not least: Was erhoffst du dir für Frankfurt von der Fashion Week?
Ich hoffe, dass wir noch mehr Menschen gewinnen, die sich für Mode interessieren. Vielleicht sogar Banker und Anwälte, die auf einmal ihren grauen Standard-Anzug ablegen und beginnen, Mode mit einem Lächeln zu tragen. Denn Mode sollte vor allem Spaß machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Wer an modemutige Menschen aus Frankfurt denkt, hat schnell einen im Sinn: Immobilieninvestor und Szene-Größe Ardi Goldman. Im „Fortuna Irgendwo“ haben wir mit ihm über Musik und Mode als Wegbegleiter, über seinen Kleidungsstil im Knast und seinen neuesten Fashion-Fund gesprochen: einen Anzug im Schlangenleder-Look.
Interview: Katharina de Silva // Fotos: Maria Poursanidou
Paradiesvogel, Exzentriker, Willy Wonka: Die Medien konzentrieren sich bei der Beschreibung deiner Person meist auf dein Äußeres und deine Kleidung. Wie findest du das?
Das ist ja durchaus gewollt. Dass mich die Medien so titulieren, zeigt eigentlich nur, dass sie keine Ahnung von Mode haben.
Wann hast du angefangen, dich für Mode zu interessieren?
Mode und Musik waren für mich schon immer absolute Wegbegleiter. Ich habe erlebt wie Queen die Mode verändert hat. Oder Marc Bolan von T-Rex. Ich bin groß geworden in der Hochphase des Glam Rock – und Glam Rock war eine Kombination aus Musik und Kleidung. Einer der elegantesten Männer ist für mich bis heute Brian Ferry von Roxy Music. Wäre ich eine Frau, würde ich mich kleiden wie Cher – aber dann bräuchte ich eine gute Figur (lacht).
Warum ist es dir wichtig, dich mit deiner Kleidung auszudrücken?
Mode ist für mich vor allem Ausdruck meiner Kultiviertheit. Ich bin elternlos aufgewachsen und habe mich durch drei Säulen gebildet: Film, Musik und Bücher. Aus diesem magischen Dreieck ist die vierte Formel entstanden: Mode. Künstler haben seit jeher ihre Individualität und ihren Ausdruck über Style gezeigt. So handhabe ich das auch.
Ardi Goldman
Gibt es einen Film, der dich besonders geprägt hat?
Ein ganz besonderer Film ist für mich „Wild at Heart”. In meiner Lieblingsszene wird Nicolas Cage in einer Kneipe wegen seiner Schlangenlederjacke angemacht. Er antwortet: „Diese Jacke ist für mich Ausdruck meiner Individualität.” Das ist einer der wichtigsten Sätze für mich. Und das Tollste: Ich habe endlich einen Anzug aus Kunstleder in Schlangenoptik gefunden! Drykorn hatte ihn eigentlich nur als Musterstück produziert. Bei der Fashion Week im Sommer habe ich ihn gesehen und war ganz traurig, dass man ihn nicht kaufen konnte. Daraufhin hat Drykorn extra für mich nochmal ein Exemplar angefertigt.
Damals im Prozess um die CargoCity Süd wurdest du wegen deines Kleidungsstils vor Gericht kritisiert. Wie hast du das damals empfunden?
Ich habe das ganz bewusst angezogen, weil ich mich nicht in eine Schublade sperren lasse. Ich brauche mich nicht zu verkleiden. Ich gehe da als Ardi Goldman rein und komme als Ardi Goldman wieder raus. Das Rauskommen hat nur etwas länger gedauert (lacht). Eines war ja klar: Ich werde entweder verurteilt oder freigesprochen – wie ein junger Musketier. Ein guter Freund nennt mich immer d’Ardignan, der ungehobelte Kerl aus der Gascogne (lacht). Und das passt gut: D’Artagnan kam in die Stadt und hat alle gleich herausgefordert.
Anzug von Drykorn
Hast du dich im Gefängnis gekleidet wie sonst auch?
Ja, klar! Meine Mithäftlinge haben mir deshalb den Spitznamen „Hollywood” gegeben (lacht). Natürlich sollte man sich eigentlich möglichst unauffällig kleiden. Die Haftleitung hat deshalb auch öfter versucht, meine Zelle auszuräumen und mir meine Klamotten wegzunehmen.
Wie würdest du deinen Style beschreiben?
Ich mag den Versuch nicht, Mode zu kategorisieren. Ich bin ein Fashionist – ich trage alles. Wenn man sich Fotografien und Filme aus den 60er-Jahren anschaut, trug jeder Mann einen Schal, einen Mantel, einen Hut und Handschuhe. Er war gekleidet. Mode bedeutet für mich auch, gekleidet zu sein.
„Mode orientiert sich an nichts. Mode ist individuell, sie ist kreativ. Mode ist Charaktersache.“
Ardi Goldman, Immobilienentwickler und Betreiber des „Fortuna Irgendwo“
Wo kaufst du deine Klamotten?
Ich bin ein Weltenbummler. Alles, was ich kaufe, muss entdeckt werden. Vieles entdecke ich im Ausland, vor allem in Florenz, und hin und wieder auch mal etwas in Deutschland. Ich will jetzt nicht sagen, dass Deutschland provinziell ist, aber wenn man Mode trägt, darf man sich nicht verkleiden. Wenn die Italiener Farbe tragen, sehen sie nie verkleidet aus. Sie können fantastisch kombinieren – das ist die Kunst an der Mode.
Wenn du doch mal in Frankfurt einkaufst: Wo gehst du hin?
Es gibt für mich in Frankfurt vor allem zwei Shops, die gute Qualität führen: Listener und Frida. Außerdem kaufe ich gerne in der Frauenabteilung von Pfüller, bei Bailly Diehl und Kathrin Kion. Mir geht es bei der Mode in erster Linie um Schnitte, um Stoffe, um Farben und darum, dass sie zu mir passt. Dann ist es mir egal, ob es ein Kleidungsstück für Frauen oder für Männer ist. Es muss individuell sein.
Gibt es gewisse Labels, die du gerne magst?
Früher gab es alles, was ich getragen habe, in der L.O.C.K. – einem Bereich auf der Bread & Butter. Es gab dort nur Sachen, die bereits wegen ihrer Herstellung eine Langfristigkeit haben: Pferdelederjacken, im Denim-Bereich 12er und 14er Unzen, doppelt genäht, Selvedge … Das ist heute noch so: Ich liebe Materialien und bin immer auf der Suche nach großen Qualitäten in der Materialkunde, im Schnittbereich und in der Ausführung.
„Ich liebe Materialien und bin immer auf der Suche nach großen Qualitäten in der Materialkunde, im Schnittbereich und in der Ausführung.“
Ardi Goldman, Immobilienentwickler und Betreiber des „Fortuna Irgendwo“
In der Union Halle soll vom 21. bis 23. Januar die Greenstyle Messe stattfinden. Liegt Sustainable Fashion dir persönlich am Herzen?
Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass nachhaltige Mode hilft, die Welt zu retten.
Um wirklich etwas zu bewegen, müsste Mode sich komplett neu definieren – und zwar nicht über Konsum, sondern über Qualität. Oder anders formuliert: Es geht meiner Meinung nach nicht darum, nachhaltig zu produzieren, sondern darum, die Mode qualitativ wieder auf die Beine zu stellen und so den Konsum zu regulieren. Aktuell werden jedes Jahr 1,8 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Das ist absurd!
Dein neuer Club „Fortuna Irgendwo“ wird 2022 hoffentlich endlich eröffnen.
Wie kleidet man sich richtig, damit man reinkommt?
Das ist relativ einfach: Guckt euch an, wie ich in den letzten 20 Jahren gekleidet war und macht mich nach (lacht).
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Ich hoffe, dass wir noch mehr Menschen gewinnen, die sich für Mode interessieren. Vielleicht sogar Banker und Anwälte, die auf einmal ihren grauen Standard-Anzug ablegen und beginnen, Mode mit einem Lächeln zu tragen. Denn Mode sollte vor allem Spaß machen.
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