fashion x values
Mit „Bataillon Belette“ sagen Pia und Dan Buck einem klassischen Einwegartikel den Kampf an: der Feinstrumpfhose. Das unliebsame Fashion Basic wird mithilfe des Frankfurter Labels endlich cool, bequem – und vor allem langlebig.
Text: Katharina de Silva
Fotos: Marc Krause
Pia und Daniel Buck
Sturmtief „Ignatz“ fegt in orkanartigen Böen über die Frankfurter Skyline als wir Pia und Dan Buck von „Bataillon Belette“ zum Interview treffen. Im dritten Stock des Stilaltbaus aus der Neurenaissance ist von der wilden Wetterlage nur noch wenig zu spüren. Das Designer-Paar empfängt uns in ihrem Studio am Schaumainkai, das gleichzeitig ihre Wohnung ist. Es ist ein warmer, mit viel Liebe zum Detail gestalteter Ort. Erlesene Kunst- und Design-Objekte, weiche Polster und satte Farben verteilen sich auf rund 170 Quadratmetern Fläche. Der Blick aus dem Erkerfenster: atemberaubend. Am Ufer des tosenden Mains trotzen die Bäume dem Wind. Herbstlaub wirbelt durch die Lüfte. Dahinter funkeln die Wolkenkratzer der Finanzmetropole, die nun auch Modestadt ist.
Mode und Design – das sind auch die Themen, mit denen sich Pia und Dan Buck beruflich befassen. Die gebürtigen Schwaben lernen sich 2007 in Reutlingen kennen, wo sie „Car Interior Design“ studieren. Sie machen erste Projekte zusammen, werden bald darauf ein Paar. Nach dem Studium machen sie sich selbständig und entwerfen Textil- und Leder-Kollektionen für Fahrzeuginnenräume. „Daraus wächst die Idee, sich Produkten zuzuwenden, bei denen man als Designer noch etwas reißen kann“, erzählt Pia. Dazu zählt in ihren Augen vor allem die Feinstrumpfhose. „Das war damals noch ein total verstaubter Markt, der ein sehr einseitiges Frauenbild beworben hat. Beinahe alle Strumpfhosen hatten eine schlechte Passform, ein intransparentes Größensystem und eine wenig nachhaltige Verpackung.“ Vor allem aber stören sich die Designer am kurzen Lebenszyklus der Produkte. „Die Strumpfhose ist ein klassisches Beispiel für geplante Obsoleszenz“, sagt Pia. „Auch heute wird teilweise noch toleriert, dass sie bereits beim ersten Anziehen kaputt geht. Das wollten wir ändern.“
„Die Strumpfhose ist ein klassisches Beispiel für geplante Obsoleszenz. Auch heute wird teilweise noch toleriert, dass sie bereits beim ersten Anziehen kaputt geht. Das wollen wir ändern.“
Pia Buck, Bataillon Belette
2012 beginnt das Paar mit der Konzeption. Aus Studienzeiten kennen sie die Garnhersteller, die sie beim Erreichen ihres Ziels unterstützen: Weg vom Einwegprodukt, hin zu einem langlebigen Fashion Basic mit perfekter Passform. Zweieinhalb Jahre dauert die Entwicklung. Die gewünschte Robustheit erreichen sie schließlich durch die Kombination aus einem besonderen Garn mit einer alternativen Strickart. Jedes Produkt des Sortiments entwickeln Pia und Dan Buck langsam und mit Bedacht: Die perfekten Hauttöne für ihre Strumpfhosen finden sie mithilfe der Expertise von Zoeva – einem Make-up-Unternehmen. Das optimale Blau entsteht im Austausch mit Lufthansa – und entspricht exakt dem Ton aus deren Uniform. „Was uns ausmacht, ist unsere Liebe zum Detail“, erklärt Pia. „Vom Produkt über die Verpackung bis hin zur Passform. Jede unserer Strumpfhosen hat außerdem ein kleines eingesticktes Herzchen am linken Oberschenkel. Das sind alles Dinge, die die Produktion aufwendiger und auch teurer machen, aber das ist uns egal.“
Bei aller Raffinesse: Wie herkömmliche Strumpfhosen bestehen auch die von Bataillon Belette aus Polyamid (Nylon) und Elasthan. „Es gibt zwar jede Menge Greenwashing im Modebereich, aber hier muss man ganz klar sagen: Strumpfhosen sind nicht grün“, sagt Dan Buck. In der Tat: Sowohl Nylon als auch Elasthan haben eine miserable Ökobilanz: Bei der Herstellung der Kunstfasern werden teils giftige Chemikalien verwendet. Auch Mikroplastik ist ein Thema. Beide Stoffe sind zudem nicht biologisch abbaubar, Elasthan ist darüberhinaus noch nicht einmal recycelbar. Trotzdem wird der Stoff benötigt, damit die Strumpfhose dehnbar ist. Hat das Beinkleid ausgedient, landet es im Restmüll. Nicht umsonst werden weltweit jährlich etwa zwei Milliarden neue Feinstrumpfhosen produziert.
„Wir beobachten die Garn-Forschung sehr genau“, betont Dan. „Bis hier mal etwas Revolutionäres passiert, vielleicht sogar im Naturfaser-Bereich, ist es in unseren Augen aber das Sinnvollste, die Lebensdauer der Strumpfhose zu erhöhen. Wenn wir schon die Energie aufwenden, sie herzustellen, wollen wir wenigstens alles daran setzen, dass sie möglichst lange hält. So absurd es klingt: Unser Ziel ist es, möglichst wenige Strumpfhosen zu verkaufen.“
Verzicht auf Plastik beim Packaging
„So absurd es klingt: Unser Ziel ist es, möglichst wenige Strumpfhosen zu verkaufen.“
Dan Buck, Bataillon Belette
Farbe „Electric Red“ von Bataillon Belette
Seit Oktober 2021 ergänzt eine neue Kollektion namens „Dopamin“ das Strumpfhosen-Sortiment von Bataillon Belette um acht satt leuchtende Nuancen. „Nach Corona haben alle wieder Bock auf Farbe“, sagt Pia. „Für uns ist das eine echte Revolution, weil unsere Lieblingsfarbe am Bein bis vor Kurzem noch zeitloses Schwarz war.“ Neben Creamy White, Cool Grey, Chocolate Brown und Grassy Green sind die Tights dann auch in den Farben Electric Red, Electric Blue, Babyish Blue und Lucid Purple erhältlich. Perspektivisch planen Pia und Dan ihr Portfolio im Basic Essentials Bereich zu erweitern. „Fashion Basics haben unserer Meinung nach noch ein bisschen mehr Liebe verdient, denn sie sind echte Alltagshelden“, sagt Dan. „Die Strumpfhose war da für uns die größte Baustelle, aber es gibt noch weitere.“
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Mit „Bataillon Belette“ sagen Pia und Dan Buck einem klassischen Einwegartikel den Kampf an: der Feinstrumpfhose. Das unliebsame Fashion Basic wird mithilfe des Frankfurter Labels endlich cool, bequem – und vor allem langlebig.
Text: Katharina de Silva
Fotos: Marc Krause
Pia und Daniel Buck
Sturmtief „Ignatz“ fegt in orkanartigen Böen über die Frankfurter Skyline als wir Pia und Dan Buck von „Bataillon Belette“ zum Interview treffen. Im dritten Stock des Stilaltbaus aus der Neurenaissance ist von der wilden Wetterlage nur noch wenig zu spüren. Das Designer-Paar empfängt uns in ihrem Studio am Schaumainkai, das gleichzeitig ihre Wohnung ist. Es ist ein warmer, mit viel Liebe zum Detail gestalteter Ort. Erlesene Kunst- und Design-Objekte, weiche Polster und satte Farben verteilen sich auf rund 170 Quadratmetern Fläche. Der Blick aus dem Erkerfenster: atemberaubend. Am Ufer des tosenden Mains trotzen die Bäume dem Wind. Herbstlaub wirbelt durch die Lüfte. Dahinter funkeln die Wolkenkratzer der Finanzmetropole, die nun auch Modestadt ist.
Mode und Design – das sind auch die Themen, mit denen sich Pia und Dan Buck beruflich befassen. Die gebürtigen Schwaben lernen sich 2007 in Reutlingen kennen, wo sie „Car Interior Design“ studieren. Sie machen erste Projekte zusammen, werden bald darauf ein Paar. Nach dem Studium machen sie sich selbständig und entwerfen Textil- und Leder-Kollektionen für Fahrzeuginnenräume. „Daraus wächst die Idee, sich Produkten zuzuwenden, bei denen man als Designer noch etwas reißen kann“, erzählt Pia. Dazu zählt in ihren Augen vor allem die Feinstrumpfhose. „Das war damals noch ein total verstaubter Markt, der ein sehr einseitiges Frauenbild beworben hat. Beinahe alle Strumpfhosen hatten eine schlechte Passform, ein intransparentes Größensystem und eine wenig nachhaltige Verpackung.“ Vor allem aber stören sich die Designer am kurzen Lebenszyklus der Produkte. „Die Strumpfhose ist ein klassisches Beispiel für geplante Obsoleszenz“, sagt Pia. „Auch heute wird teilweise noch toleriert, dass sie bereits beim ersten Anziehen kaputt geht. Das wollten wir ändern.“
„Die Strumpfhose ist ein klassisches Beispiel für geplante Obsoleszenz. Auch heute wird teilweise noch toleriert, dass sie bereits beim ersten Anziehen kaputt geht. Das wollen wir ändern.“
Pia Buck, Bataillon Belette
2012 beginnt das Paar mit der Konzeption. Aus Studienzeiten kennen sie die Garnhersteller, die sie beim Erreichen ihres Ziels unterstützen: Weg vom Einwegprodukt, hin zu einem langlebigen Fashion Basic mit perfekter Passform. Zweieinhalb Jahre dauert die Entwicklung. Die gewünschte Robustheit erreichen sie schließlich durch die Kombination aus einem besonderen Garn mit einer alternativen Strickart. Jedes Produkt des Sortiments entwickeln Pia und Dan Buck langsam und mit Bedacht: Die perfekten Hauttöne für ihre Strumpfhosen finden sie mithilfe der Expertise von Zoeva – einem Make-up-Unternehmen. Das optimale Blau entsteht im Austausch mit Lufthansa – und entspricht exakt dem Ton aus deren Uniform. „Was uns ausmacht, ist unsere Liebe zum Detail“, erklärt Pia. „Vom Produkt über die Verpackung bis hin zur Passform. Jede unserer Strumpfhosen hat außerdem ein kleines eingesticktes Herzchen am linken Oberschenkel. Das sind alles Dinge, die die Produktion aufwendiger und auch teurer machen, aber das ist uns egal.“
Bei aller Raffinesse: Wie herkömmliche Strumpfhosen bestehen auch die von Bataillon Belette aus Polyamid (Nylon) und Elasthan. „Es gibt zwar jede Menge Greenwashing im Modebereich, aber hier muss man ganz klar sagen: Strumpfhosen sind nicht grün“, sagt Dan Buck. In der Tat: Sowohl Nylon als auch Elasthan haben eine miserable Ökobilanz: Bei der Herstellung der Kunstfasern werden teils giftige Chemikalien verwendet. Auch Mikroplastik ist ein Thema. Beide Stoffe sind zudem nicht biologisch abbaubar, Elasthan ist darüberhinaus noch nicht einmal recycelbar. Trotzdem wird der Stoff benötigt, damit die Strumpfhose dehnbar ist. Hat das Beinkleid ausgedient, landet es im Restmüll. Nicht umsonst werden weltweit jährlich etwa zwei Milliarden neue Feinstrumpfhosen produziert.
„Wir beobachten die Garn-Forschung sehr genau“, betont Dan. „Bis hier mal etwas Revolutionäres passiert, vielleicht sogar im Naturfaser-Bereich, ist es in unseren Augen aber das Sinnvollste, die Lebensdauer der Strumpfhose zu erhöhen. Wenn wir schon die Energie aufwenden, sie herzustellen, wollen wir wenigstens alles daran setzen, dass sie möglichst lange hält. So absurd es klingt: Unser Ziel ist es, möglichst wenige Strumpfhosen zu verkaufen.“
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Dan Buck, Bataillon Belette
Farbe „Electric Red“ von Bataillon Belette
Seit Oktober 2021 ergänzt eine neue Kollektion namens „Dopamin“ das Strumpfhosen-Sortiment von Bataillon Belette um acht satt leuchtende Nuancen. „Nach Corona haben alle wieder Bock auf Farbe“, sagt Pia. „Für uns ist das eine echte Revolution, weil unsere Lieblingsfarbe am Bein bis vor Kurzem noch zeitloses Schwarz war.“ Neben Creamy White, Cool Grey, Chocolate Brown und Grassy Green sind die Tights dann auch in den Farben Electric Red, Electric Blue, Babyish Blue und Lucid Purple erhältlich. Perspektivisch planen Pia und Dan ihr Portfolio im Basic Essentials Bereich zu erweitern. „Fashion Basics haben unserer Meinung nach noch ein bisschen mehr Liebe verdient, denn sie sind echte Alltagshelden“, sagt Dan. „Die Strumpfhose war da für uns die größte Baustelle, aber es gibt noch weitere.“
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